Landesverkehrswacht Berlin

Sicherheit - Vorsicht - Rücksicht !

Illegale Rennen, Raserei und Agression in Polizeimeldungen

Illegale Autorennen, alleinige Raserei auf vermeintlich freier Strecke oder Posingfahrten mit durchdrehenden Rädern oder Drifts sind individuelle Entscheidungen einzelner Personen, die in den jeweiligen Situationen die Fähigkeit zu einer normalen Risikoeinschätzung, die Kontrolle über ihr eigenes Verhalten und jede Rücksichtnahme gegenüber Dritten verloren haben. Als Folge davon sind immer wieder schwerste Verkehrsunfälle, auch mit Getöteten, zu beklagen, die nicht nur die Rasenden betreffen, sondern auch Beifahrende und völlig unbeteiligte Dritte. Wir geben hier die jüngsten Fälle aus Polizeimeldungen wieder.

2020: Zahl der Strafermittlungsverfahren bei verbotenen Kraftfahrzeugrennen stark gestiegen

Stark angestiegen ist die Zahl der eingeleiteten Strafermittlungsverfahren in Zusammenhang mit verbotenen Kraftfahrzeugrennen. Mit 750 (2019: 362) eingeleiteten Verfahren registrierte die Polizei Berlin einen Anstieg von mehr als 100 Prozent. 254 Taten entfielen auf Einzelrennen, 251 waren klassische Kfz-Rennen (min. 2 Teilnehmer) und 245-mal waren es Fluchten vor Polizeikontrollen. Insgesamt 53 Verkehrsunfälle wurden in Zusammenhang mit unerlaubten Kraftfahrzeugrennen verursacht. Die deutliche Zunahme an illegalen Autorennen liegt unter anderem auch an den verstärkten Kontrollmaßnahmen durch die Einsatzkräfte der Polizei Berlin.

Autofahrer jagt Radfahrerin - Tausende Verfahren wegen Aggression

10.05.21 / Der Newsletter "Tagesspiegel Checkpoint" meldet: "Zum Schluss schauen wir heute mal auf das, was Andreas Winkelmann, als 'Erster Oberamtsanwalt' in Berlin auf Verkehrsstraftaten spezialisiert, einen 'absoluten Standardfall' nennt: Ein 43 Jahre alter Autofahrer verfolgt eine 23-jährige Radfahrerin, drängt sie mit seinem BMW von der Fahrbahn und attackiert sie anschließend brutal auf dem Gehweg. Der Anlass für die Amoktat: Die Frau hatte den Autofahrer auf ein Fehlverhalten aufmerksam gemacht (passiert in Tempelhof)." Beim Tagesspiegel finden Sie einen ausführlichen Artikel dazu.

Bundesrat lehnt Berliner Initiative zum Überlassungsverbot an Fahranfänger ab

18.10.21. / Justizsenator Dr. Dirk Behrendt: „Es ist irrsinnig, dass ein 19-Jähriger mit 610-PS (am 17.10.21, Anm. d. Red.) durch die Stadt rasen kann. Die individuelle Freiheit endet da, wo eine Gefahr für die Allgemeinheit entsteht. Wir brauchen dringend ein Überlassungsverbot hochmotorisierter Kraftfahrzeuge an Fahranfänger. In Berlin ist die Zahl der Strafverfahren gegen Raser in den letzten Jahren deutlich gestiegen. In den vielen Fällen, wie dem am Wochenende, gehören die Fahrzeuge nicht den Fahrern, was für die Justiz die Beschlagnahme und Einziehung erschwert."

Das Land Berlin hatte im Sommer 2021 über eine Bundesratsinitiative ein zivilrechtliches Überlassungs-verbot von hochmotorisierten Fahrzeugen für Fahranfänger angestrebt. Rechtsgeschäfte, die gegen das Verbot verstoßen, wären dann gemäß § 134 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) nichtig. Das hätte die große Mehrzahl der Anbieterinnen und Anbieter von hochmotorisierten Fahrzeugen davon abgehalten, ihre Fahrzeuge entgegen dem gesetzlichen Verbot zu überlassen. Vermieter, die entgegen dem Verbot vermieten, würden Gefahr laufen, die gewerberechtliche Zulassung zu verlieren. Der Bundesrat hat die Bundesratsinitiative am 17. September 2021 abgelehnt.

Video der Berliner Morgenpost, Bilderstrecke im Zeitungsbericht

Die Berliner Morgenpost hat ein Video zum Thema auf ihrer Webseite und berichtet am 21.12.2020, dass die Zahl der Verfahren gegen Autoraser in Berlin weiter steige: "Bis Ende dieses Jahres werde man durchschnittlich bei drei Verfahren am Tag liegen, heißt es aus der für diese Delikte zuständigen Amtsanwaltschaft. Vor allem im Frühjahr, während des ersten Lockdowns, seien sehr viele Raser unterwegs gewesen. Denn die Straßen waren leerer als sonst, das nutzten die Raser aus."

In ihrem Bericht vom 11.07.21 zu "Suff-Fahrer (32) baut drei Unfälle – fünf Verletzte!" zeigt die BILD mit mehreren Bildern aus unserer Sicht beispielhaft das Ausmaß der Zerstörungen und der Rettungsaktion nach der sinnfreien Raserei durch die Innenstadt, was wir hier wegen fehlender Rechte an den Bildern nur verlinken können.


Meldungen der Polizei Berlin zu Rennen und Verfolgungsfahrten


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04.05.2021

Einer Kontrolle entzogen und Unfall verursacht – Festnahme

In der vergangenen Nacht entzog sich ein Mann in Neu-Hohenschönhausen einer Kontrolle durch Polizeieinsatzkräfte. Gegen 23 Uhr entdeckten die Beamten des Polizeiabschnitts 31 an der Kreuzung Pablo-Picasso-Straße Ecke Gehrenseestraße einen Audi-Fahrer, der mit augenscheinlich deutlich überhöhter Geschwindigkeit unterwegs war. Mit eingeschaltetem Blaulicht und Martinshorn sowie dem Anhaltesignal „Stopp Polizei“ forderten die Einsatzkräfte den Mann auf, sein Fahrzeug für eine Kontrolle zum Stehen zu bringen. Der bis dahin Unbekannte ignorierte die Weisung der Polizeikräfte und beschleunigte seinen Wagen stattdessen.

Die Beamten folgten dem Flüchtenden bis nach Brandenburg, wo der junge Mann an der Kreuzung Schönfließer Straße Ecke Florastraße sein Fahrzeug zunächst anhielt. Als der Fahrzeugführer den Einsatzwagen verließ, beschleunigte der Flüchtende seinen Audi jedoch und fuhr gegen die geöffnete Fahrertür. Nur durch ein schnelles Zurückfallen in den Einsatzwagen wurde der Polizeibeamte nicht erfasst.

Der junge Audi-Fahrer setzte seine Flucht im Anschluss stadteinwärts fort. Im Verlauf der Fahrt stieß er in der Dietzgenstraße mit dem Fahrzeug einer Zivilstreife zusammen, welches links von ihm in gleicher Richtung unterwegs war, und beschädigte dieses. Den Einsatzkräften gelang es anschließend, das Fahrzeug zum Stehen zu bringen, wobei der Fahrer auch hier noch versuchte, sich einer Kontrolle zu entziehen. Die Zivilfahnder nahmen den jungen Mann schließlich fest, wo er erheblichen Widerstand leistete. Verletzt wurde dabei niemand.

Mehreren Zeugenaussagen zufolge soll der später Festgenommene während der Fahrt seinen Wagen auf bis zu 130 km/h beschleunigt sowie mehrere rote Ampeln missachtet haben. Polizeieinsatzkräfte stellten das Fahrzeug zu Erstellung eines Gutachtens sicher und entdeckten im Innenraum mutmaßlich Drogen, welche sie beschlagnahmten.

Aufgrund seines körperlichen Zustands brachten die Polizeieinsatzkräfte den 31-Jährigen in ein Krankenhaus, wo ihm wegen des Verdachts der Drogenbeeinflussung Blut von einem Arzt abgenommen wurde. Der 31-Jährige sieht nun Ermittlungsverfahren wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und Fahrens eines verbotenen Kraftfahrzeugrennens sowie wegen Besitzes von mutmaßlich Betäubungsmitteln entgegen.



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